Deutscher Glücksspielkongress

Der Dialog zwischen Politik, Regulierern, Wissenschaft, Prävention und Anbietern steht im Mittelpunkt des Deutschen Glücksspielkongresses am 26. und 27. Juni 2024. Das erste Halbjahr bietet interessante Facetten in vielen Segmenten des Glücksspiels, über die wir gemeinsam mit Ihnen diskutieren möchten – vor Ort in Berlin oder virtuell dazu geschaltet. Folgende Themenschwerpunkte sind geplant:

Wenn Illegalität zur Normalität wird

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) läßt aufhorchen. Die erfassten Fälle von illegalem Glücksspiel sind sprunghaft angestiegen. Von 555 Fällen in 2016 auf nunmehr 5.281 Fälle in 2023. Eine Verzehnfachung der Zahlen. Die fast tägliche Medienberichterstattung unterlegt diese Zahlen eindrucksvoll.

Was ist die Ursache? Wurde das legale terrestrische  Glücksspielangebot in Spielhallen und gastronomischen Betrieben durch Spielverordnung, Landesglücksspielgesetze und Glücksspielstaatsvertrag so überreguliert oder gar stranguliert, dass dieses Angebot für Spielgäste uninteressant geworden ist? Muss also hier mehr Freiraum unter Beachtung aller notwendigen Spielerschutzmaßnahmen eingeräumt werden? Oder hat der Vollzug einfach aufgeholt und kommt seinen originären Kontrollaufgaben stärker nach?

Macht es vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen Sinn, den Straftatbestand des § 284 StGB  in eine Ordnungswidrigkeit umzuwandeln, wie dies in einem Eckpunktepapier des Bundesjustizministeriums angedacht wurde?

Spielfreude und Spielerschutz – wie kann eine Kanalisierung gelingen?

Die terrestrischen Glücksspielanbieter in Spielhallen und Gaststätten warten auf eine Novelle der Spielverordnung durch das zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Diese bedarf dann auch der Zustimmung der 16 Bundesländer im Bundesrat. Das werden spannende Diskussionen. Wird es qualitative Erleichterungen geben, um gegenüber illegalen Angeboten besser bestehen zu können oder wird das Schutzniveau für gefährdete Spieler verschärft? Die vorliegende Evaluierungsstudie hatte Stärken und Schwächen der bisherigen Regulierung aufgezeigt. Was folgt daraus?

Glücksspielmarkt – Quo Vadis?

Wahrscheinlich noch im ersten Halbjahr 2024 wird es einen ersten Evaluierungsbericht zum Glücksspielstaatsvertrag geben. Er wird mit Spannung erwartet. Wo soll die weitere Reise zum Beispiel in Sachen Werbung hingehen? Mehr Liberalisierung beim virtuellen Automatenspiel und Sportwetten oder mehr Restriktionen, wie sie zum Beipiel vom Innensenator aus Bremen oder dem Drogen- und Suchtbeauftragten der Bundesregierung gefordert werden?

Spannend bleibt auch die Diskussion um reale, virtuelle Casinospiele. Diese Angebotsvariante haben sich die Bundesländer im Glücksspielstaatsvertrag vorbehalten. Einige Länder wie Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Thüringen haben sich bereits positioniert und wollen dieses Segment nutzen. Aber noch sind viele Fragen offen. Eine entsprechende Arbeitsgruppe der „willigen“ Länder soll hierzu Vorschläge machen.

Lootboxen – Kinder- und Jugendschutz in digitalen Spielangeboten

Sollten Lootboxen auch in Deutschland als Glücksspiel eingestuft werden? Eine umfangreiche wissenschaftliche Studie der Universität Graz hat nachhaltig auf die Gefahren für Kinder und Jugendliche hingewiesen. Es gibt auffallende Parallelen zu pathologischem Spielverhalten. Hat die Politik schon ausreichend reagiert oder muss sie neue Wege gehen?  Vorschläge liegen auf dem Tisch. Auch gibt es erste parlamentarische Initiativen, so aus der Bürgerschaft der Hansestadt Bremen und aus dem niedersächsischen Landtag. Wie verhalten sich entsprechende Anbieter? Das sind nur zwei von zahlreichen Fragen, die gemeinsam erörtert werden.

Programm

27. Juni 2024, The Westin Grand Berlin oder virtuell

08:00 Eintreffen der Teilnehmer beim Begrüßungskaffee, Einlass, Registrierung

09:00 Begrüßung und Eröffnung

Dr. Eva-Charlotte Proll, Herausgeberin und Chefredakteurin, Behörden Spiegel

09:15 Keynote: Glücksspielmarkt – wo geht die Reise hin?

Alexander Bartz (SPD) MdB, Wahlkreis Cloppenburg-Vechta, Mitglied im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestages und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Digitales des Deutschen Bundestages

09:45 Wenn Illegalität zur Normalität wird

Moderation: Fritz-Rudolf Körper, Staatssekretär a.D.
Impuls: Carsten Bringmann, Rechtsanwalt, Noerr Partnergesellschaft
Anschließend diskutieren:

  • Manfred Stoffers, Vorstand, Merkur Group
  • Nico Weinmann, Mitglied der Landtagsfraktion FDP/DVP in Baden-Württemberg
  • Marc Elxnat, Beigeordneter, Deutscher Städte- und Gemeindebund
  • Dr. Jörg Pietsch, Leiter des Arbeitsstabs des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen

11:00 Kaffee- und Kommunikationspause

11:30 Spielfreude und Spielerschutz – wie kann eine Kanalisierung gelingen?

Moderation: Sebastian Warnemünde, Experte für politische Kommunikation

Es diskutieren:

  • Lars Rogge, Vorsitzender der Geschäftsführung, Verband der Deutschen Automatenindustrie
  • Timo Nobis, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Glücksspielfrei e.V. – Bundesverband Selbsthilfe Glücksspielsucht –
  • N.N., Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
  • Tobias Krull, Mitglied der Landtagsfraktion CDU in Sachsen-Anhalt
  • Konrad Landgraf, Geschäftsführer, Geschäftsstelle der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern

12:45 Gemeinsames Mittagessen

13:45 Lootboxen – Kinder- und Jugendschutz in digitalen Medien

Moderation: Robert Hess, Behörden Spiegel
Impuls: Dr. Andreas Woerlein LL.M., Melchers Rechtsanwälte
Anschließend diskutieren:

  • Markus Meschik, PhD, Erziehungs- und Bildungswissenschaftler, Enter – Fachstelle für digitale Spiele, Graz
  • Dariush Hassanpour, Mitglied der Bürgerschaftsfraktion die Linke in der Bremischen Bürgerschaft
  • Dr. Christian-Henner Hentsch, Professor für Urheber- und Medienrecht an der TH Köln
  • Dr. jur. Martin Maties, Professur für Bürgerliches Recht, Arbeits- und Sozialrecht sowie Methodenlehre, Universität Augsburg
  • Dr. Jörg Ukrow, LL.M.Eur., Stellvertretender Direktor, Medienanstalt Rheinland-Pfalz

15:00 Kaffee- und Kommunikationspause

15:30 Glücksspielmarkt – Quo Vadis?

Moderation: Dr. Eva-Charlotte Proll, Herausgeberin und Chefredakteurin, Behörden Spiegel

Teil 1: Virtuelles Automatenspiel und Wetten

Impuls: Ronald Benter LL.M., Vorstand, Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder
Anschließend diskutieren:

  • Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes, Die Deutsche Automatenwirtschaft
  • Dr. Dirk Quermann, Präsident, Deutscher Online Casinoverband
  • Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes
  • Dr. Lennart Brüggemann, Rechtsanwalt, Partner bei HLB Schumacher Hallermann, Münster; Früherer Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Dortmund

Teil 2: Virtuelle, reale Casinoangebote

Impuls: Dirk Wedel MdL, Mitglied der Landtagsfraktion FDP in Nordrhein-Westfalen, Richter am Landgericht a.D., Staatssekretär a.D., Mitglied im Hauptausschuss des Landtages NRW, Sprecher der FDP-Fraktion
Anschließend diskutieren:

  • Hans-Peter Kalenberg, Referent im Ministerium des Innern Nordrhein-Westfalen, Glücksspielwesen
  • Tobias Lüder, zurzeit Rechtsreferendar am LG Bochum, zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Glücksspiel und Gesellschaft, Bochum. Autor: Die vergessene Beteiligung (Stellung und Beteiligung des Fachbeirates Glücksspiel).
  • Frank Schwarz, Geschäftsführer, Sächsische Spielbanken-GmbH&Co.KG

  • Konrad Landgraf, Geschäftsführer, Geschäftsstelle der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern
  • Kerstin Kosanke, Präsidentin des Deutschen Spielbankenverbandes

17:30 Verabschiedung – Ende des Kongresses
26. Juni 2024, Berlin Capital Club

17:30 Registrierung und Empfang

18:00 Begrüßung und Einführung in die Themen des Kongresses

Dr. Eva-Charlotte Proll, Herausgeberin und Chefredakteurin, Behörden Spiegel

18:10 Impuls

Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes, Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V.

18:30 Get-Together und Networking beim gemeinsamen Abendessen

21:30 Ende

Veranstaltungsort

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